Ukraine-Krieg: Breite Unterstützung für Geflüchtete


CMS Stiftung News · 28. Juni 2023

Welcome-Programm, Spenden, eine neue Plattform: CMS Stiftung und CMS Deutschland haben in engem Schulterschluss sofort nach Kriegsausbruch reagiert – und mit nachhaltigem Engagement Hilfe für Geflüchtete ermöglicht.

 

Seit über einem Jahr sind die beiden Mädchen nun da. 12 und 17 Jahre sind sie alt. Sie hatten ein paar Klamotten dabei, sonst nichts. So, als würden sie nur ein paar Tage bleiben. In der Berliner Wohnung von Evgeni Abramovych, seiner Frau und ihrer fünfjährigen Tochter bewohnen die beiden ukrainischen Mädchen gemeinsam ein Zimmer. „Es ist kompliziert, so ohne Vorwarnung die Verantwortung für zwei Teenager zu übernehmen“, sagt Evgeni Abramovych. „Aber wir kommen klar.“

 

Die beiden Mädchen sind Halbschwestern seiner Frau und stammen, wie Evgeni Abramovych selbst, aus Dnipro, der viertgrößten Stadt in der Ukraine. „Wir telefonierten gerade mit ihrer Mutter“, erzählt Abramovych, „als Sirenen losheulten und Beschuss zu hören war.“ Die Abramovychs hätten sofort die gesamte Familie nach Berlin geholt und bei sich aufgenommen, doch die Mutter wollte damals noch in der Ukraine bleiben – der Vater musste. „Für uns ist es selbstverständlich, dass wir die Mädchen aufnehmen“, sagt Evgeni Abramovych. Inzwischen ist die Mutter der Kinder doch nachgekommen – und wohnt mit in der Wohnung.

 

Seit 1998 lebt Abramovych in Berlin, arbeitet seit fünf Jahren bei CMS in der Business Administration. Eher zufällig bekam der IT-Spezialist mit, dass die CMS Stiftung ein „Welcome-Programm“ gestartet hatte. Damit unterstützt die Stiftung das persönliche Engagement von Menschen, die Geflüchteten aus der Ukraine unbürokratisch helfen wollen, sie bei sich aufnehmen oder ihnen als Patin oder Pate bei der Bewältigung ihres neuen Alltags zur Seite stehen. Evgeni Abramovych bekam einen Kostenzuschuss von insgesamt 2.500 Euro für die beiden Mädchen und ihre Mutter. Über das „Welcome-Programm“ wurde mehr als 110 Geflüchteten der Start in Deutschland ein wenig erleichtert.

 

 

Zugang zum Recht – auch ein Nachhaltigkeitsziel der UN

Es ist nur eine von mehreren Initiativen, die die CMS Stiftung bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine gestartet hat. Der Gedanke: Das bürgerschaftliche Engagement stärken, sich mit den Menschen aus der Ukraine solidarisieren, Flüchtenden eine sichere Bleibe bieten. Das ist einerseits menschlich – andererseits steckt hinter diesem Engagement der feste Glaube, dass eine nachhaltige Entwicklung nur möglich ist, wenn Gesellschaften friedlich und solidarisch miteinander umgehen. Die Stiftung leistet so einen Beitrag zur Umsetzung des UN-Nachhaltigkeitsziels 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen. Das Recht eines jeden Menschen auf Zugang zum Recht wird in Social Development Goal (SDG) 16 explizit erwähnt – es ist das Leitmotiv der CMS Stiftung.

 

Bereits unmittelbar nach Ausbruch des Krieges rief die CMS Stiftung Mitarbeitende der Sozietät CMS zu einer Spendenaktion für drei Organisationen auf: Arrival Aid, International Justice Mission (IJM) Deutschland und „Freunde helfen! Konvoi“. Den Spendenbetrag stockte die Stiftung auf 100.000 Euro auf. Das war der Anfang. Dann taten sich die CMS Stiftung und CMS mit den Kooperationspartnern Pro Bono Deutschland e. V., dem Corporate Citizenship- und CSR-Netzwerk UPJ sowie zahlreichen weiteren Kanzleien zusammen, um die junge Legal-Aid-Initiative „Immigration4Ukraine“ auf stabile Beine zu stellen. Daraus hat sich eine kanzlei- und organisationsübergreifende Pro-bono-Initiative entwickelt mit dem Ziel, Menschen, die aus der Ukraine flüchten wollen oder schon geflüchtet sind, eine erste rechtliche Orientierung und Beratung zu bieten.

Rechtliche Unterstützung über eine Legal-Aid-Plattform

Eine, die durch die Initiativen der CMS Stiftung Unterstützung erhalten hat, ist Bohdana Kutsenko, eine ehemalige Mitarbeiterin von CMS in Kiew. Zusammen mit ihrer Mutter ist sie geflohen. Sie spricht gut Deutsch, da sie eine Zeit lang in Deutschland gelebt hat. In Köln angekommen, hatte sie das Bedürfnis, ihren geflüchteten Landsleuten zu helfen. Sie nahm Kontakt zur CMS Stiftung auf, unterstützte beim Aufbau der Immigration4Ukraine-Plattform auf Russisch und Ukrainisch und übersetzte auch bei einigen individuellen Rechtsberatungen. „Viele Menschen, die aus der Ukraine herkommen, sprechen kein Englisch“, sagt sie. „Da ist diese Website sehr wichtig. Sie stellt alle Informationen zur Verfügung, die Geflüchtete benötigen.“ Kutsenko kennt die Problematik von ihrer eigenen Mutter, die ohne ihre Tochter ziemlich hilflos wäre. Ein Besuch beim Arzt, Medikamente aus der Apotheke holen, Behördengänge – all das kann die Mutter nicht allein.

Mit dieser Realität sind auch Inka Knappertsbusch und Julia Tänzler-Motzek vertraut, beide Arbeitsrechtlerinnen bei CMS. Sie unterstützten Immigration4Ukraine mit Pro-bono-Beratung von Geflüchteten sowie der Bereitstellung von rechtlichen Informationen auf der Plattform. „Es kommt nicht so oft vor, dass man mit juristischen Kenntnissen etwas so Sinnvolles für eine so große Menge von Menschen tun kann“, sagt Inka Knappertsbusch, die gleich in der Anfangsphase der Legal-Aid-Plattform erste Fälle übernommen hat.

„Engagement hat mir auch persönlich geholfen“

Und trotzdem konnten die rund 140 auf der Plattform registrierten Anwältinnen und Anwälte, darunter knapp 20 von CMS, nicht immer alle Anfragen direkt bearbeiten. „Zu Anfang ging es ums Aufenthaltsrecht, ums Ankommen“, sagt Julia Tänzler-Motzek, Expertin im Aufenthaltsrecht. Welche Behörde ist zuständig? Was steht einem Geflüchteten zu, was nicht? Dann sei es um die Wohnungssuche gegangen und schließlich um Arbeitsrecht. Schlussendlich kamen viele Alltagsfragen hinzu. „Es ging hier oft um Einzelschicksale. Das kann emotional herausfordernd sein“, merkt Tänzler-Motzek an. „Aber es ist auch unheimlich motivierend, den Menschen mit solchen Erlebnissen und Schicksalen zur Seite zu stehen.“

Die Vermittlung der persönlichen Rechtsberatung wurde inzwischen eingestellt. Weiterhin stellt Immigration4Ukraine aktuelle Rechtsinformationen für Geflüchtete zur Verfügung – strukturell gefördert durch die CMS Stiftung und pro bono unterstützt durch viele Engagierte. Wie Bohdana Kutsenko, die die Plattform weiter begleiten wird. Sie hat aber auch eine weitere neue Aufgabe: Sie arbeitet wieder für CMS. Nicht in Kiew. In Köln, als Teamassistentin.


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