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Von links: Amira El Ahl, Anna-Lena von Hodenberg (HateAid), Prof. Heinz Bude

„Völle Hütte hier!“


CMS Stiftung News · 20. Oktober 2025

Es war ein Fest der Freude: Die CMS Stiftung feierte Mitte Oktober in Berlin ihr 10-jähriges Bestehen mit weit über hundert Gästen. Neben viel Dank und Lob für die Arbeit der Stiftung gab es aber auch mahnende Worte an die Politik und nachdenkliche Gedanken zum Zeitgeschehen. Ein Abend, der nachhallt.

Eine besondere Location, herzliche Umarmungen, Blumensträuße – und neben vielen Danksagungen auch beeindruckende Analysen zum Zeitgeschehen. Was kann man sich für ein Geburtstagsfest mehr wünschen?! Die CMS Stiftung hat am 16. Oktober ihr 10-jähriges Jubiläum im Herzen Berlins gefeiert und konnte weit über hundert Gäste begrüßen: Vertreter:innen der geförderten Organisationen und der Stifterin CMS, Pro-bono-Anwält:innen der Sozietät, ihre Mandant:innen und Netzwerk-Partner:innen. Wie Hubertus Kolster, Senior Partner bei CMS, es in seinen Begrüßungsworten plakativ zusammenfasste: „Volle Hütte hier!“

 

 

„Ich wünsche mir, dass wir uns heute Abend an diesem Kraftort gegenseitig berühren.“

(Stephan Erfurt, C/O Berlin)

Der Ort des Festakts war mit Bedacht gewählt. C/O Berlin neben dem Bahnhof Zoo hat sich als Ausstellungshaus für Fotografie und visuelle Medien weit über die Grenzen der Hauptstadt hinaus einen Namen gemacht. Träger ist eine gemeinnützige Stiftung. Stephan Erfurt, einer der Gründerväter und CEO von C/O Berlin wies in seiner Begrüßung auf den Treppenstufen des Foyers auf die Gemeinsamkeiten mit der CMS Stiftung hin: „Wir sind ein außerschulischer Bildungsort. Und wir beiden Stiftungen setzen uns – auf unterschiedliche Weise – für Teilhabe und die Gemeinschaft ein. Daher sind wir froh, Sie heute Abend bei uns zu haben.


Eine beeindruckende Foto-Ausstellung und Worte des Danks

Ein gutes Match war es auch deshalb, weil die CMS Stiftung das Motto des Abends in Anlehnung an die C/O Berlin-Ausstellung „Close Enough“ (noch bis 26.01.2026) mit NAH DRAN überschrieben hatte. Während eines Rundgangs konnten die Gäste in die beeindruckenden Werke von zwölf Fotograf:innen der weltweit führenden Fotoagentur Magnum eintauchen – eindrucksvolle Perspektiven auf soziale Gerechtigkeit, Identität und Zugehörigkeit.

 

Und wie in der Fotografie zeigte sich auch im Verlauf des Abends: Nur wer NAH DRAN ist, kann Großes bewirken – im Bild wie in der Gesellschaft. Nähe schafft Vertrauen, und Vertrauen ermöglicht Wandel.

„Wer verstehen will, muss näher heran – an Menschen, an ihre Lebensumstände, an ihre Geschichten.“

(Stefanie Wismeth, CMS Stiftung)

 

So formulierte es die Geschäftsstellenleiterin der CMS Stiftung in ihren Eröffnungsworten. Genau das tun die rund 50 Organisationen, die die Stiftung jährlich fördert. Sie teilen nicht nur das Ziel der CMS Stiftung – Zugang zum Recht. Für alle. – sondern sind, so Wismeth, „wirklich NAH DRAN: Sie hören hin, sie erklären, sie begleiten. Sie leisten Großartiges!“ All dies sei nur möglich dank der langjährigen und großzügigen finanziellen Unterstützung durch die Sozietät CMS als Stifterin, sagte Wismeth mit Blick auf Martin Vorsmann, Managing Partner bei CMS. Und auch die ideelle Unterstützung sei bedeutend, schließlich beraten über zweihundert Anwält:innen mit ihrer Expertise pro bono im Programm „CMSengage!“ gemeinnützige Organisationen.



Ein Blick zurück und nach vorn: Impulse für politische Veränderungen


Hubertus Kolster schloss sich in seinem Grußwort dem Dank gerne an: „Mit diesem gemeinsamen Pro-bono-Programm haben wir die Tür zwischen Kanzlei und Gemeinwesen geöffnet und eine Brücke in die Zivilgesellschaft geschlagen.“ Die Anwält:innen seien mit Leidenschaft und Begeisterung in den Diensten des Gemeinwohls unterwegs und schafften für sich und die Sozietät einen gesellschaftlichen Purpose. „Das ist große Klasse, machen Sie weiter so!“ rief er seinen Kolleg:innen zu.

Viel Lob schüttete der Senior Partner der Kanzlei auch über die Stiftung aus. Sie sei kein bloßes Aushängeschild, das man sich ins Schaufenster stellt, sondern Ausdruck einer ernsthaften, passionierten Anstrengung für ein Menschenrecht. Er verwies beeindruckt auf die bereits erreichten Erfolge und würdigte die Arbeit des gesamten Stiftungsteams. 

Mit Blick auf den derzeitigen Druck auf Demokratie und Rechtsstaat betonte Kolster die hohe Bedeutung der Stiftungsarbeit auch für die Zukunft. Heute sei definitiv kein Schlusspunkt, sondern das bisher Geleistete sei Ansporn für Weiteres: In zehn Jahren wolle man nicht nur noch mehr Menschen geholfen, sondern auch „Handlungsempfehlungen für die Politik gegeben haben, um die Hürden beim Zugang zum Recht zu senken“.


Von der Hilfe zur Gesetzgebung: HateAid im Einsatz gegen digitale Gewalt


„Zivilgesellschaftliche Organisationen zu stärken,
ist das Gebot der Stunde“

(Anna-Lena von Hodenberg, HaidAid)

Ein Thema, dem sich auch Anna-Lena von Hodenberg widmete. Die Mitgründerin und CEO von HateAid war erst kürzlich mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt worden. Sie berichtete im Gespräch mit Moderatorin Amira El Ahl über die Arbeit der NGO, die sie in der Anfangszeit als „Weißer Ring für alle, die im Internet angegriffen werden“ beschrieb. HateAid engagiere sich auch auf politischer Ebene gegen digitale Gewalt und ihre Folgen. Man erarbeite Gesetzesvorschläge und wirke im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestags an entsprechenden Rechtsrahmen mit. Zudem berate man Bundes- und Landeskriminalämter sowie Schwerpunktstaatsanwaltschaften, die auch aufgrund der Arbeit von HateAid mittlerweile in allen Bundesländern entstanden seien. Denn nur wenn staatliche Stellen entsprechend geschult und befähigt sind, können sie Betroffene digitaler Gewalt wirksam schützen. 

 

Allerdings: Bei aller positiver Entwicklung – „Die Zeiten haben sich geändert“ – mahnte Frau von Hodenberg angesichts des politischen Drucks auf NGOs eindringlich, deren Finanzierung auch zukünftig zu gewährleisten.


Vom Statusverlust und der Sehnsucht nach politischer Führung

Den Blick aus dem Adlerhorst übernahm schließlich Prof. Heinz Bude – Soziologe, Buchautor, politischer Berater und seit 2023 emeritiert. Er sprach über gesellschaftliche Spannungen, Gemeinsinn und den Verlust gemeinsamer Bezugspunkte.

 

Er verwies dabei auf den Widerspruch, dass rund 80 Prozent der Menschen in Deutschland mit ihrer persönlichen Situation zufrieden sind, zugleich aber etwa 60 Prozent die Gesamtlage im Land als schlecht einschätzen.

 

 

 

 

„Warum sind die Menschen derzeit so erbittert und so schnell in Rage zu bringen, wenn es um den Zustand unserer Gesellschaft geht?“

(Prof. Heinz Bude)

Einen Erklärungsversuch machte Bude mit dem Phänomen der „Statusinkonsistenz“. Lange Zeit war der persönliche Status konsistent: Bildung, Job und Einkommen passten zusammen. Gute Bildung führte zu einem guten Job und damit zu einem guten Einkommen und einer auskömmlichen Rente. Seit der Boomer-Generation löse sich diese Gewissheit auf – viele Menschen dieser Altersgruppe seien künftig von Altersarmut bedroht. „Das haben wir in Deutschland zum ersten Mal“, warnte Bude. „So kann soziale Spaltung und Unzufriedenheit mit dem Staat entstehen.“

Problematisch sei auch eine Haltung, die Bude mit „Hierarchie des Hierseins“ umschrieb. Es lasse sich beobachten, dass sich früher Zugewanderte mitunter über neue Migrant:innen erheben oder sie gar entschieden ablehnen, was gesellschaftliche Spannungen verstärke. Bei vielen Menschen wachse der Wunsch nach einer „Rückkehr der Autorität der Politik“, so Bude. Es gebe eine Sehnsucht nach einer politischen Klasse, die „alles in die Hand nehmen soll, dafür aber nichts für sich haben will“.

Anna-Lena von Hodenberg wies im anschließenden moderierten Panel-Gespräch mit Heinz Bude darauf hin, dass sich die von ihm skizzierten Problemlagen im Netz verstärkten. Während sich Einstellungen und politische Meinungen früher im Austausch mit Nachbarn gebildet haben, finde Nachbarschaft heute viel stärker in den sozialen Medien statt. Das Analoge und Digitale müsse man immer in Kombination denken. „Wir müssen das Bild größer machen.“ Die Logik der Algorithmen auf digitalen Kanälen mit ihrer hohen Repetition extremer und vereinfachender Positionen führe dazu, dass Menschen solche Haltungen irgendwann akzeptieren und selbst übernehmen. Ergo: Man dürfe Privatunternehmen nicht die Hoheit über die Meinungsbildung überlassen. „Wir brauchen eine Regulierung der Plattformen“, so von Hodenberg. Wie Bude begrüßte sie den Vorschlag des französischen Präsidenten Emmanuel Macron für ein europäisches Modell digitaler Souveränität, in dem stärker reguliert wird, wie Informationen und Meinungen verarbeitet, priorisiert und ausgespielt werden. Dem stimmte Bude uneingeschränkt zu: „Alternative Angebote sind unbedingt nötig.“


Es war ein Abend, der nachhallt. Wie hatte es sich Stefanie Wismeth in ihrer Rede gewünscht:

„Ich möchte heute mit Ihnen feiern – und nachdenken.“ Das ist gelungen.

Fotos © Finnegan Godenschweger


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